Rede des Vorstandsvorsitzenden der LAG ABK NRW e.V., Gerhard Antoni, anläßlich der Abschlußveranstaltung des FSJ Kultur NRW 2018/19 am 31.08.2019

Liebe Gäste dieser Feierstunde!

Verankert Segel setzen – dieses zunächst widersprüchlich scheinende Wort, ordne ich als bekennende Landratte eindeutig und sofort einer Sprache zu, die etwas mit der See, dem Meer und damit einem für meine Person beinahe unbekannten Lebensbereich zu tun hat…dennoch wage ich es, vielleicht unbeholfen aber mutig, dieses Bildwort aufzugreifen, um damit meiner Aufgabe bei der heutigen Feier in diesem Redebeitrag gerecht zu werden. Ich habe nämlich – liebe Gäste, bitte verzeihen Sie mir diese vielleicht anmaßenden aber dennoch wohl richtigen Worte – eine der schönsten Aufgabe des Tages: Ich darf auf das einzige Fünfmastsegelschiff, auf dem Meer der Freiwilligendienste – der FSJ Kultur NRW, punktuell ein gedankliches Spotligth werfen, um bei dieser Betrachtung das zu ergänzen, wofür es während der bisweilen stürmischen Überfahrt 2018/2019 für uns als Vorstand, sprich den Sprecher*innen der Reederei, kaum Zeit – noch gute Gelegenheiten gab. Dann geht das man los, nech:

Ahoi, Frau Vize-Bürgermeisterin Marita Bergmaier! Heute hat der Fünfmaster hier im Hafen von Recklinghausen zum großen Landgang angelegt. Wer hätte gedacht, dass die Ruhrfestspiel- und Bildungsstadt Recklinghausen auch einen Hafen hat? Wir segelten also über die Emscher hierher … Tja, Kulturarbeit an sich hält für die menschliche Kreativität und Phantasie bewusst viel Raum vor, damit dann die wunderbarsten und erstaunlichsten Ideen, Pläne und Träume zunächst in Gedanken ermöglicht und dann vielleicht sogar ganz, teilweise oder in Ansätzen in das konkrete Leben Eingang finden können – aus diesem Kreativpotenzial schöpft die Menschheit von Anbeginn an. Sie sind heute als Vertreterin Ihrer Bürgerschaft mehr als die Gastgeberin in diesem „Tempel der schönen Künste“, denn in Recklinghausen –  genauer bei der Neuen Philharmonie Westfalen – waren auch Freiwillige dieses Jahrgangs eingesetzt, so dass ich Sie auch als Vertreterin der Einsatzstellen ansprechen darf. Im Bild gesprochen: Auf dem Fünfmaster gibt es viele verschiedene Bereiche, in denen die Frau- und Mannschaft sich betätigt – die Kombüse, das Bordkino, die Messe, der Unterhaltungsbereich auf Deck, um einige zu nennen…Ihnen sei daher an dieser Stelle Dank gesagt: Zum einen, dass wir heute diese Feier hier durchführen können.

Zum anderen – und da schließe ich jetzt alle Vertreter*innen der Einsatzstellen mit ein – dafür, dass Sie den jungen Menschen die Gelegenheit gaben, für ein Jahr lang Teil Ihrer jeweiligen Crew zu werden, sie begleitet, gefördert und gefordert zu haben. Ich bin mir sicher, dass auch Sie und Ihre Teams an vielen Stellen von der frischen Brise und dem Einsatz, den die Freiwilligen mitbrachten, selbst gut profitieren konnten. Bleiben Sie bitte weiter an Bord und geben Sie noch vielen Jugendlichen die Chance, für ein Freiwilliges Jahr in der Kultur in Ihren Einrichtungen anheuern zu können. Vielen Dank!

Ahoi, Herr Staatssekretär Andreas Bothe vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Wenn Sie zu uns kommen, und Sie sind heute zum dritten Mal in Folge bei uns, sind wir sehr froh darüber … Sie vertreten gleichsam die hohe Admiralität … und wir ahnen allesamt wie prall gefüllt mit Terminen Ihre Logbücher sind. Wenn Sie also an Bord kommen oder wie heute den Abschieds-Landgang der Freiwilligen des Jahres 2018/2019 besuchen und begleiten, so sind wir uns allesamt dieser Ehre besonders bewusst. Auch unseren herzlichen Dank dafür, dass wir als LAG ABK immer wieder aus Ihrem Hause signalisiert bekommen, dass wir als Gesprächspartner gern gesehen sind; dass im Ministerium unsere Erfahrungen geschätzt werden, unsere Anliegen in den Bereichen der Kulturellen Kinder- und Jugendarbeit auf offene Ohren stoßen, und dass wir bei anstehenden Fragen stets konstruktiv gemeinsam nach Lösungen suchen. Das ist – und ich spreche aus Erfahrung – nicht mit jedem Ministerium und nicht immer so – dafür nochmals meinen ausdrücklichen Dank, den ich Sie bitte, auch in die Abteilungen und Referate mitzunehmen.

Ahoi, Kurt Eichler, ein Mann mit vielen ehrenamtlichen Ämtern und Aufgaben, der heute aber hier ist als Vorsitzender der Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit NRW e.V. und als wertgeschätzter Freund und Partner auf dem Feld der kulturellen Jugendarbeit. Mit Deinem Team in Dortmund, Christine Exner und Svenia Förterer, seid Ihr oft wie Lotsen, die an Bord unseres Segelschiffes immer willkommen sind. Vor allen Dingen auch, wenn es darum geht, den eigenen Kurs zu planen oder vor Untiefen, Strömungen und gefährlichen Strudeln zu warnen, die sich in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern, mit denen Kinder- und Jugendarbeit zu tun hat, auftun können. Ihr steht für einen kompetenten und partnerschaftlichen Dachverband, für gelebte Solidarität und Unterstützung, die ihres gleichen sucht. Dafür meinen herzlichen Dank!

Ahoi, liebe Mitarbeitenden der Landesarbeitsgemeinschaft Arbeit, Bildung und Kultur NRW e.V. – als Bildungsreferent*innen, als Künstler*innen bei den Seminaren, als Feen, Leitende, Koordinierende oder als Organisator*innen in der Verwaltung! Euch gilt ein großes Dankeschön für Eure Offiziersdienste an Bord – natürlich muss die Frau- und Mannschaft auch bisweilen gesagt bekommen, welches Segel zu hieven und welches eingezogen werden muss, damit das Schiff nicht schlussendlich kieloben liegt. Ihr macht das souverän, menschenfreundlich, kompetent, immer mit einem Lächeln im Gesicht, als echte Teamer…und oft, ohne allzu penibel auf das Stundenglas zu schauen, wenn die Schiffsglocke 13 schlägt … beim Klabautermann … Ich habe oft den Eindruck, wenn ich aus den Seminaren Geschichten erzählt bekomme, dass Ihr von den FSJ-Matrosen und Matrosinnen beinahe „geliebt“ zumindest sehr verehrt werdet – dem ist nichts hinzuzufügen … außer, auch dafür Euch im Namen des gesamten Vorstandes ein aufrichtiges Dankeschön!

Schließlich und endlich: Ahoi, liebe Matrosen und Matrosinnen im Freiwilligendienst 2018/2019 – um Sie geht es heute ja vornehmlich – Sie sind jetzt von Bord gegangen und erhalten gleich vom Zahlmeister die letzte Heuer in Form der Zertifikate.  Sie gehen aber nur von der „FSJ Kultur NRW“, auf der Sie ein Jahr lang für wenig Heuer aber mit um so größerer Begeisterung Ihren Dienst für die Allgemeinheit verrichtet haben. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie sich darauf eingelassen haben, Ihre Zeit und Ihre Kräfte der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen – denn auch das ist ein FSJ – Dienst an und für die Gemeinschaft. In ihren Einsatzstellen und Einrichtungen haben Sie ein Jahr lang auch selbst Erfahrungen sammeln und sich einbringen können. Sie haben als Crewmitglied geholfen, unterstützt, neuen Wind hineingebracht, Aufgaben übernommen, teilweise Richtungen vorgegeben und Projekte vorangebracht.

Nun, nach einem Jahr des Engagements, ist die Zeit gekommen, die Segel auf anderen Lebens-Schiffen zu setzen, sich in weitere neue Horizonte aufzumachen. Der Seesack ist voller Erfahrungen, Begegnungen und Erlebnissen, so dass die neuen Ufer mit Freude und Neugierde gesucht werden können. Loslassen, Anker lichten, sich den neuen Herausforderungen stellen. Stets mit der Gewissheit, die Erfahrungen und Erlebnisse des letzten Jahres bei sich zu tragen, als vielleicht gute Quelle für Kraft und Wagemut auf dem neuen Kurs. Verankert Segel setzen – ein Teil eines bewegenden Jahres zu sein, dies (mit-) gestaltet zu haben und anderen Menschen davon zu berichten. Ich danke Ihnen auch dafür, dass Sie die Angebote Ihrer Offiziere an Bord und dort in den verschiedenen Bereichen, Einrichtungen und Seminaren angenommen haben.

Sie nutzten damit Ihr FSJ als Chance, um gestärkt und gut gerüstet, die nächste Etappe Ihrer je eigenen Fahrt antreten zu können – sei es eine Ausbildung, ein Studium oder eine schon bestimmte Tätigkeit im Berufsleben; vielleicht kehrt ja die eine oder andere auf die „FSJ Kultur NRW“ selbst als Offizier in ein paar Jahren wieder zurück? Ein besonderes Dankeschön gilt den Falken im Krähennest sprich denjenigen unter Ihnen im Sprechendenrat – die sich über das eigene FSJ hinaus auch noch für die Belange der anderen Matros*innen eingesetzt haben.  Die im vergangenen Jahr gestartete Petition zur kostenfreien Fahrt für Freiwillige im Öffentlichen Personennahverkehr brachte 3.575 Unterschriften zusammen, die nunmehr im Petitionsausschuss des Landtages in Düsseldorf liegen. Gerade passend wurde in der Presse der umstrittene Beschluss verlautbart, uniformierte Soldaten kostenfrei mit der Bahn fahren zu lassen. Bundesfamilienministerin Giffey prescht mit einem ähnlichen Vorschlag vor. Auch den Tausenden Freiwilligendienstlern solle man Bahnfahrten schenken, fordert die Politikerin. Wir begrüßen diese Initiative sehr.

Tja, da bleibt mir schlussendlich nur noch eines hier zu sagen: Allen heute hier: Mast- und Schotbruch!